Zukunftsfähige Portfolios
Sabine Döbeli, CEO Swiss Sustainable Finance
Die Welt steht vor grossen Herausforderungen, zu deren Bewältigung erhebliche Anpassungen auf allen Ebenen unserer Gesellschaft und insbesondere der Wirtschaft nötig sind. Die anstehende Transition in eine klimaverträgliche und nachhaltigere Wirtschaft wird von der Politik zunehmend eingefordert und incentiviert – in der Schweiz beispielsweise über das neue CO2-Gesetz oder das Klima- und Innovationsgesetz.
Für institutionelle Anleger sind solche Veränderungen aus zweierlei Perspektiven wichtig: Zum einen legt ihre Berücksichtigung Renditepotenzial offen und hilft gleichzeitig dabei, langfristige Risiken frühzeitig zu erkennen. Eine Anlagepolitik, die Nachhaltigkeit in allen Assetklassen berücksichtigt, kann daher dazu beitragen, das Rendite-Risiko-Profil zu optimieren. Zum anderen können institutionelle Anleger dazu beitragen, Veränderungsprozesse anzustossen oder zu beschleunigen. Dies nicht aus altruistischen Motiven, sondern weil es einerseits den Ansprüchen ihrer Versicherten entspricht und andererseits der Erfüllung der treuhänderischen Pflicht.
Es überrascht deshalb nicht, dass immer mehr Pensionskassen Nachhaltigkeitsaspekte in ihre Anlageprozesse integrieren. Gemäss der Swisscanto-Pensionskassenstudie hat sich die Verankerung von ESG-Aspekten in Anlagereglementen in den letzten Jahren stetig erhöht. Bei öffentlich-rechtlichen Kassen lag der Anteil per Ende 2022 bereits bei 72 Prozent, während er bei privat-rechtlichen Kassen mit 32 Prozent zwar weniger als die Hälfte betrug, aber dennoch deutlich höher lag als mit 21 Prozent im Jahr 2020.
Umsetzungsfortschritte messen
Wie genau erfolgt nun die praktische Umsetzung? Gemäss der SSF Marktstudie werden zahlreiche nachhaltige Anlageansätze angewendet, wobei in den meisten Fällen verschiedene Ansätze kombiniert werden. Von den 10 häufigsten Kombinationen, nutzen 6 einen Engagement-Ansatz, um mit aktivem Dialog die Strategie von Portfoliounternehmen besser auf anstehende Herausforderungen auszurichten. Der Swiss Stewardship Code (SSC), der im Herbst 2023 von Swiss Sustainable Finance gemeinsam mit der Asset Management Association Switzerland publiziert wurde, legt im Detail dar, wie Investoren ihre Aktionärsrechte gezielt in Anspruch nehmen können, um die langfristige Wertsteigerung von Unternehmen zu begünstigen. Der SSC wurde in einer breit aufgestellten Arbeitsgruppe entwickelt, der neben Vermögensverwaltern auch Pensionskassen und spezialisierte Dienstleister angehörten. Es ist von zentraler Bedeutung, dass institutionelle Anleger ihre Ansprüche gegenüber Asset Managern oder entsprechenden Dienstleistern klar kommunizieren und auch prüfen, ob die Umsetzung im Sinne der festgelegten Ziele erfolgt.
Nettonullziel überzeugt
Die Klimaausrichtung von Portfolios ist ein relativ neuer Ansatz, der jedoch bereits in 4 von den 10 häufigsten Kombinationen Anwendung findet und somit eine wichtige Rolle spielt. Bei diesem Ansatz setzen Anleger sich das Ziel, die Portfolio-Emissionen bis 2050 schrittweise auf Netto Null zu reduzieren. Dies erfolgt in Übereinstimmung mit dem Schweizer Klimaziel, das über das Klima- und Innovationsgesetz nun auch gesetzlich verankert ist. Der Ansatz bietet Pensionskassen die Möglichkeit, mit Immobilienanlagen ihren grossen Hebel zu nutzen, um aktiv zu einer positiven Veränderung beizutragen und gleichzeitig den Wert ihres Immobilienportfolios zu erhalten. Die anstehenden Veränderungen stellen alle Akteure vor Herausforderungen. Institutionelle Investoren verwalten grosse Vermögen und können damit auch aktiv zum Wandel beitragen. Zukunftsfähige Portfolios sind dabei nicht nur ein Nebeneffekt, sondern eines der Hauptziele nachhaltiger Anlagestrategien.