Was auf dem Catwalk zählt

Susanne Kapfinger, Ökonomin und Leiterin Redaktion AWP Soziale Sicherheit

Der Sammeleinrichtungsmarkt ist in Bewegung – und zwar in drei Richtungen: Erstens strömt Kundschaft in den Markt. Immer mehr KMU geben die firmeneigene Vorsorgestiftung auf und entscheiden sich für eine Sammel- oder Gemeinschaftseinrichtung (SGE). Zweitens wächst das Angebot im SGE-Bereich. Es gibt eine Vielzahl an wählbaren Modellen mit unterschiedlichen Anlagestrategien. Drittens nehmen die Unterschiede zwischen den Einrichtungen zu. All das macht die Wahl der richtigen Pensionskasse insgesamt anspruchsvoller.

 

Einfach vergleichen – aber wie?

Bei der Wahl der richtigen Pensionskasse helfen Vergleiche. Die bekanntesten Pensionskassen-Ratings, welche die Kennzahlen der grössten SGE vergleichen, sind jene der Beratungsunternehmen Weibel, Hess & Partner und VZ Vermögenszentrum. Umfassende Analysen bietet beispielsweise auch die Ratingagentur SPRA.

 

Die gängigsten Vergleiche umfassen Kennzahlen wie Anlagerenditen, Verzinsung, Verwaltungskosten, Deckungsgrad, Umwandlungssatz und das Verhältnis zwischen aktiv Versicherten und Rentnern. Die Unterschiede sind frappant. Doch wie sind diese Ratings zu interpretieren? Klar ist nur: Wer die beste Kennzahl in einer Kategorie aufweist, ist nicht zwingende die beste Wahl. Ein KMU sollte zunächst wissen, welche Punkte für das Unternehmen wichtig sind. So gibt es Mittelständler, die eine hohe Rendite stärker gewichten als Sicherheit – oder umgekehrt. 

 

Kriterien richtig gewichten

Bei der Gewichtung der verschiedenen Faktoren passieren oft Fehler. Zum einen werden Verwaltungskosten meist übergewichtet. Dabei geht gerne vergessen, dass die Kosten nur eine Seite der Medaille zeigen. Wichtiger ist Leistungsseite, insbesondere die Verzinsung. Ein Beispiel: Bei einem Einkommen von 80 000 kann ein Zinsunterschied von 1 Prozent über ein Erwerbsleben von 40 Jahren zu einem um 120 000 Franken geringeren oder höheren Alterskapital führen. 

 

Zum anderen darf auch der Umwandlungssatz nicht überbewertet werden. Denn er ist nicht in Stein gemeiselt. Pensionskassen passen ihre Umwandlungssätze in unterschiedlichem Tempo der höheren Lebenserwartung an. Und manche kommunizieren aus Angst vor ausbleibenden Vertragsabschlüssen nur Teilschritte. 

 

Klar: Höhere Umwandlungssätze klingen attraktiv –  besonders für ältere Arbeitnehmer. Gleichzeitig können sie aber die Chancen für zukünftige Teuerungszuschläge oder eine höhere Verzinsung mindern. Von einer guten Verzinsung profitiert vor allem die jüngere Belegschaft. Ein häufig unterschätzter Faktor ist hingegen die Anlageperformance. Mit einer guten Performance lassen sich Reserven bilden, mit denen sich schlechte Anlagejahre überbrücken lassen.   Die Anlageperformance ist für alle Versicherte gleich wichtig.

 

Gut beraten

Die Krux bei Performancevergleichen ist aber, dass ein einzelner Jahresvergleich kaum sinnvoll ist. Denn verschiedene Anlageklassen unterliegen unterschiedlichen Marktzyklen. Wer abschätzen will, welche Kasse den besten Anlagemix hat, ist gut beraten, Renditen über mehrere Jahre zu berücksichtigen. 

 

Die Beratung hat sich laut Insidern in Bezug auf die Leistungen und Sparbeiträge stark verändert: Die Pensionskasse wird mehr als Lohnnebenleistung betrachtet als früher. KMUs möchten wissen, ob sie attraktive «Fringe Benefits» bieten. Sie unterliegen ebenso einem Beauty-Contest wie auch die Sammeleinrichtungen selbst. Doch nicht alles, was auf dem Catwalk präsentiert wird – wie etwa 1-jährige Renditen – ist relevant. In Anbetracht der zunehmenden Bedeutung der Ratings wäre eine von offizieller Stelle bereitgestelltes Ratingsystem wünschenswert.