Protektionismus und Inflation – wie betroffen sind Pensionskassen?

Von Stephan Skaanes und Julian Fischer, PPCmetrics AG

Mit dem Amtsantritt der neuen US-Regierung im Jahr 2025 und der Verschärfung einer protektionistischen Handelspolitik stehen die globalen Märkte erneut vor Herausforderungen. Ein zentrales Element dieser Politik sind die Zölle, die der US-Präsident seit Jahresbeginn eingeführt hat, mit dem Ziel die US-Wirtschaft zu stärken und die heimische Produktion anzukurbeln. Die eingeführten Zölle und ihre Folgen beeinflussen nicht nur die USA, sondern hinterlassen weltweit Spuren – in der jüngsten Vergangenheit in Form einer Marktkorrektur und steigenden Zinsen in der Schweiz. Doch welche Folgen wird der eingeschlagene Weg langfristig für Schweizer Pensionskassen haben? Aus Sicht von Pensionskassen sind vor allem drei Punkte relevant.

 

Erstens wirken nahezu sämtliche wirtschaftspolitischen Massnahmen der US-Regierung, darunter Zölle und verschärfte Einwanderungskontrollen, grundsätzlich inflationär. In den USA ist die erwartete Inflation zwischenzeitlich auf rund 4% angestiegen, was zu höheren Konsumentenpreisen und steigenden Produktionskosten führen kann. Für Schweizer Pensionskassen ist Inflation jedoch von geringerer Relevanz, da ihre Verpflichtungen nominell definiert sind. Zudem kann die Schweizerische Nationalbank (SNB) durch ihre Wechselkurspolitik die importierte Inflation abschwächen oder zumindest bekämpfen.

 

Zweitens führt eine steigende Inflation in den USA potenziell zu höheren Zinsen. Eine Zinserhöhung der US-Notenbank würde die Zinsdifferenz zur Schweiz vergrössern, was tendenziell auch zu höheren Schweizer Zinsen führen könnte. Seit Anfang des Jahres ist die Rendite der 10-jährigen Eidgenossen-Anleihe auf wieder deutlich über 0,5% p.a. gestiegen. Für Schweizer Pensionskassen sind steigende Zinsen jedoch nicht per se negativ. Sie ermöglichen es, den Mindestzinssatz sowie den technischen Zinssatz einfacher zu finanzieren. Dies wirkt sich positiv auf die langfristige finanzielle Stabilität der Pensionskassen aus und stärkt deren ökonomischen Deckungsgrad.

 

Drittens sorgen die geopolitischen Spannungen und wirtschaftspolitischen Massnahmen der USA für Unsicherheit an den Finanzmärkten. Historisch betrachtet reagieren die Aktienmärkte empfindlich auf solche Entwicklungen, was sich in Marktkorrekturen und höherer Volatilität äussern kann. Für Schweizer Pensionskassen, die global investiert sind, stellt dies ein Risiko dar. Schwankende Märkte erschweren die Planung und können sich kurzfristig negativ auf die Anlagerenditen auswirken. Langfristig bleibt jedoch eine breit diversifizierte Anlagestrategie der beste Schutz gegen Marktschwankungen. 

 

Die aktuelle US-Administration setzt den Kurs protektionistischer Massnahmen fort und könnte dadurch Handelskonflikte weiter verschärfen. Für Schweizer Pensionskassen ergeben sich daraus unterschiedliche Auswirkungen. Eine höhere Inflation würde zwar die Kaufkraft der Rentner beeinträchtigen, hat für Pensionskassen selbst jedoch keine unmittelbar negative Wirkung, da ihre Verpflichtungen nominell sind. Steigende Zinsen, die in einem solchen Umfeld wahrscheinlicher werden, sind für Pensionskassen grundsätzlich positiv, da sie zur Finanzierung des Mindest- und technischen Zinssatzes beitragen. Ein volatiles Marktumfeld hingegen stellt eine Herausforderung für Aktienanlagen dar. Ebenfalls darf nicht vergessen werden, dass die handelspolitischen Massnahmen auch eine gegenteilige Wirkung entfalten können, indem die Unsicherheit zu einem wirtschaftlichen Abschwung und somit sogar eher zu sinkenden Zinsen führen könnte. Eine solide, diversifizierte und auf die Risikofähigkeit abgestimmte Anlagestrategie wird auch in diesem Marktumfeld die richtige Strategie sein, allenfalls verbunden mit einer «Augen zu und durch»-Haltung des Stiftungsrates.