«New Normal» als Nährboden für Privatmarktanlagen
Von Peter Bezak, Director bei Zurich Invest AG
Private Markets, also nicht über eine Börse öffentlich gehandelte Anlagen wie Private Equity oder Infrastruktur, haben in den letzten Jahren angesichts beispielloser Herausforderungen und Chancen eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit und Innovationskraft bewiesen. Von der Pandemie bis zur digitalen Transformation, von der Klimakrise bis zu den geopolitischen Verschiebungen mussten sich private Marktteilnehmer anpassen und weiterentwickeln, um das ins Stottern geratene Schwungrad des Kapitals laufen zu lassen und sich aus der Sackgasse zu befreien.
Herausforderungen bei Privatmarktanlagen
Die Branche steht vor einer Reihe anhaltender Herausforderungen, darunter Inflation, steigende Zinssätze, höhere Fremdfinanzierungskosten, Volatilität der öffentlichen Märkte, Unterbrechungen der Lieferkette und Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt. Aufgrund dieser Unsicherheiten hat sich der Dry Powder – das noch nicht investierte Kapital – laut dem Investmentdatenunternehmen Preqin 2023 auf die Rekordhöhe von annähernd 4 Billionen US-Dollar gestapelt und ist bereit ausgegeben zu werden. Die Verlangsamung der Transaktionsaktivitäten und damit auch Geschäftsabschlüsse hat das Durchschnittsalter dieses Kapitals erhöht. Gleichzeitig war 2023 die Kapitalbeschaffung zurückgegangen und der gesammelte Betrag war der niedrigste, den die Branche seit 2018 jährlich eingenommen hat.
Raus aus der Sackgasse
Die gute Nachricht ist, dass das globale Wirtschaftswachstum sich auf ein trendähnliches Tempo begibt, da sich die Produktionstätigkeit beschleunigt und dass sich die Inflation allmählich auf einem akzeptablen Niveau stabilisiert. Treten keine weiteren Schocks ein, wird ein stabilerer – sogar günstiger – Ausblick den Fondsmanager helfen, an Sicherheit zu gewinnen und sich mit dem, was sie prüfen und abschliessen, wohler zu fühlen. Die Höhe und das Alter des Dry Powders in ihren Fonds schaffen auch einen starken Anreiz, sich zu bewegen. Der Wettbewerb unter den Private-Equity-Firmen um Vermögenswerte wird sich erhöhen. Damit dürften die Bewertungen mit zunehmendem Transaktionsvolumen allmählich wieder steigen. Niedrigere Bewertungen und das Umfeld nach über 15 Jahren Niedrigzinsen haben eine neue Normalität geschaffen, die sich über 2024 hinaus fortsetzen könnte. Wenn die Unternehmen die neue Normalität akzeptieren, wird es zu mehr Transaktionen führen.
Mit Infrastruktur den Sweet Spot treffen
Private Infrastruktur hatte im Jahr 2023 unter den Privatmarktanlagen besonders Schwierigkeiten, Kapital anzuziehen. Dabei wäre die Attraktivität der Infrastruktur faktisch nach wie vor gross. Trotz oder vielleicht dank unbeständiger traditioneller Märkte bleibt die Infrastruktur eine wertvolle Investition, die für institutionelle Investoren wie Pensionskassen ein klares Potenzial bietet – als Absicherung gegen Inflation und makroökonomische Turbulenzen.
Energie war im Jahr 2023 einer der wenigen Lichtblicke für Aktivitäten. Der Infrastructure Investment and Jobs Act und der Inflation Reduction Act der US-amerikanischen Regierung Joe Bidens halfen Unternehmen, in Start-ups zu investieren, die sich auf saubere Energie und erneuerbare Energiequellen konzentrieren, wobei die EU mit ihrem Green Deal in gleicher Weise reagierte.
Diese Faktoren führten dazu, dass die Nachfrage nach Infrastrukturinvestitionen Ende 2023 wieder anzog. Und diese Unterstützung wird voraussichtlich 2024 als Reaktion auf den Klimawandel und die Schwankungen der Energiepreise anhalten. Da sich zudem die Situation auf den Kapitalmärkten verbessert hat und die Bewertungslücke sich weiter verringert, wird für 2024 ein Anstieg der Transaktionsaktivität erwartet.