«Mir macht die Zunahme lang dauernder Arbeitsunfähigkeitsfälle Sorge»
Regina Knöpfel, CEO PK Rück
Die CEO der PK Rück schätzt den aktuellen Ansatz der IV-Stellen, den Fokus auf die berufliche (Wieder-)Eingliederung von Personen mit psychischen Erkrankungen zu richten. Die Vorsorgeeinrichtungen und die angeschlossenen Arbeitgeber sollten aufgrund ihres finanziellen Risikos unbedingt einen Beitrag zum Gelingen leisten.
Was sind aus Ihrer Sicht die aktuellen Herausforderungen?
Seit 2022 beobachten wir einen starken Anstieg an lang andauernden Arbeitsunfähigkeitsfällen in der Schweiz. Hatten wir in der Vergangenheit, gemessen an unserem versicherten Bestand, zwischen 1,7 und 2,3 Prozent offene Langzeitarbeitsunfähigkeitsfälle, waren es im Jahr 2022 bereits 3,0 und 2023 sogar 3,3 Prozent. Der Trend ist auch im Jahr 2024 ungebrochen und das macht uns Bauchweh. Im Vergleich zum Jahr 2014 sehen wir also eine Verdoppelung und das nicht in der Anzahl, sondern in Relation zum versicherten Bestand.
Weshalb kümmert Sie das?
Fachleute beobachten zusätzlich zur Arbeitsunfähigkeit die Zunahme der Invaliditätsrisiken mit Sorge: Gemäss IV-Statistik haben sich die Neurentenquoten von den Tiefstständen der Jahre 2013 bis 2017 zunächst allmählich und dann sprunghaft erhöht. Von seinerzeit 2,6 ‰ auf 3,7 ‰ im Jahr 2023 beträgt die Zunahme rund 42 Prozent. Dieser Anstieg bezieht sich aber noch auf Jahre, in denen die lang andauernden Arbeitsunfähigkeiten etwa 2 Prozent des Bestandes ausmachten.
Und was hat das mit der 2. Säule zu tun?
Die Bindungswirkung der Entscheide der IV-Stellen für die berufliche Vorsorge zeigt in der Tendenz, dass die Tarife nicht ausreichen können. Sie basieren auf vergangenen Erfahrungen früherer Jahre (BVG 2020 z.B. von 2015 bis 2019) und spiegeln aktuelle Trends nicht ausreichend wider. Es vergehen jeweils einige Jahre, bis die realisierten Invaliditätsfälle der Vorsorgeeinrichtungen in den Tarifen zu sehen sind.
Lässt sich die Entwicklung vor allem auf psychische Erkrankungen zurückführen?
Im Verhältnis zur IV sehen wir nur eine geringe Zunahme an psychischen Erkrankungen, weil wir bei diesen Krankheitsbildern seit Jahren intensiv in die Wiedereingliederung investieren. Tatsächlich nehmen die Quoten über sämtliche Krankheitsbilder zu.
Und was macht die PK Rück?
Da wir eine übergreifende strategische Partnerschaft mit unseren Vorsorgeeinrichtungen pflegen, müssen wir vorkehren und neben den Eingliederungsbestrebungen sorgfältig Mittel reservieren. Uns ist es ein Anliegen, die zukünftige Entwicklung noch besser vorhersagen zu können. Aus diesem Grund haben wir eine entsprechende Studie in Auftrag gegeben, die im Frühjahr 2025 veröffentlicht wird.
Welchen Mehrwert bietet die Studie?
Wir möchten unsere Expertise für die Vorsorgeeinrichtungen in der Schweiz zur Verfügung stellen, damit wir gemeinsam die richtigen Massnahmen ergreifen können. Wir sind daher gespannt, wie sich die von uns prognostizierten Zahlen letztlich bewahrheiten.