«Mehr Digitalisierung in der 1. und 2. Säule – das ist mein grösster Wunsch!»
Von Jeanette Canzani, Leiterin Operations, Stiftung Auffangeinrichtung BVG
Es gibt so viele Tätigkeitsbereiche, in denen digitalisiert werden könnte. Mit BVG Exchange hat die Stiftung Auffangeinrichtung BVG vor über zehn Jahren einen grossen Grundstein gelegt. Über 400 Vorsorgeeinrichtungen tauschen bereits ihre Austrittsdaten elektronisch aus. Auch grosse Sammeleinrichtungen, wie zum Beispiel die AXA, haben sich mit ihrer EASX-Plattform an BVG Exchange angeschlossen. Die Daten werden schneller und vor allem lückenlos übermittelt. Diese vollständige Datengrundlage erlaubt uns eine viel präzisere Kundenberatung.
Ich stelle fest, dass die Vorsorgeeinrichtungen, was ihre Verwaltungssysteme anbelangt, in den letzten Jahren extrem aufgerüstet haben. Schnittstellen sind heute viel einfacher zu implementieren. Das bietet neue Möglichkeiten: Wir können so die Verantwortung unserer Kundinnen und Kunden, sich selber um die Übertragung ihres Ersparten kümmern zu müssen, vollständig übernehmen. Auch wieder mit dem Ziel, schneller und gründlicher zu sein.
Auch bestünde mit der 1. Säule Austauschbedarf. Warum müssen wir unsere Kundschaft bitten, uns die versicherten Löhne zu melden? Sie geben diese ja bereits mit dem AHV-Lohn bekannt. Wir könnten im elektronischen Austausch mit den AHV-Ausgleichskassen sehr viel effizienter und präziser werden. Ich denke da auch an ELM, das einheitliche Lohnmeldeverfahren, das ja bereits breit eingesetzt wird.
Im Kundenkontakt spüren wir täglich eine gewisse Verunsicherung. Viele sind in der Vorsorgewelt überfordert. Das ist verständlich. Denn wir lernen die Grundlagen des 3-Säulenprinzips kaum in der Schule. Die Verantwortung, die uns im Vorsorgebereich übertragen wird, ist gross. Und auch die vielen Personen, die aus anderen Ländern zugereist sind, müssen wir intensiv beraten.
Doch gerade diese Beratertätigkeit und die professionelle Zusammenarbeit mit den anderen Vorsorgeeinrichtungen erfüllt mich mit Stolz. Die letzten Jahre haben wir unseren Kundendienst stark weiterentwickelt. Heute arbeiten wir bei der Auffangeinrichtung skill-basiert. Wir haben Eskalationsstufen etabliert und legen viel Wert auf die Ausbildung. Zudem messen und analysieren wir den Customer Effort-Score regelmässig. Für unsere Kundinnen und Kunden haben wir Online-Services eingerichtet und natürlich auch ein Arbeitgeberportal implementiert. Ausserdem haben wir einen Rückrufservice etabliert und viele weitere Serviceangebote für unsere Kundschaft und Partner entwickelt. Und all dies notabene in vier Sprachen.
Das alles haben wir geschafft! Ich bin nun seit 15 Jahren in dieser Stiftung und habe viele Entwicklungsphasen mitgemacht und mitgeprägt. Heute haben wir einen Stand an Professionalisierung erreicht, der mich unglaublich stolz macht. Ich freue mich darauf, diesen Weg zusammen mit den Mitarbeitenden weiter zu gehen.