Kostspielig – dafür rentabler
Susanne Kapfinger, Ökonomin und Leiterin Redaktion AWP Soziale Sicherheit
Wer mehr will, muss mehr tun. Dieses Prinzip trifft für den Leistungssport zu, aber auch die Vermögensverwaltung. Dort gilt: Bewirtschaftungsintensive Vermögensklassen wie Infrastruktur- und Privatmarktanlagen winken mit hohen Erträgen. Hoch sind auch die Managementgebühren. Dass sich im Kontext eines breit diversifizierten Portfolios der Mehraufwand unter dem Strich lohnt, zeigen die Nettorenditen deutlich.
Eine Gegenüberstellung der besten und schwächsten Pensionskassen im Zeitraum der letzten fünf Jahre zeigt ein klares Bild: Top-Performer investieren signifikant mehr in Alternative Anlagen wie Infrastruktur als Low-Performer. Sie weisen damit zwar eine im Durchschnitt 27 Basispunkte höhere Kostenbasis aus, erzielen aber eine um 3,5 Prozentpunkte höhere Nettorendite, wie eine Berechnung der Swisscanto zeigt.
Kostendruck standhalten
Trotzdem scheuen noch viele Pensionskassen den Aufwand. Ein Grund dafür mag sein, dass die Kostendiskussion in der Öffentlichkeit einseitig geführt wird. Hohe Verwaltungskosten müssen gerechtfertigt werden. Das erzeugt Druck, den viele Kassen scheuen. Sie halten lieber die Kosten tief. Obwohl ein Mehraufwand gewöhnlich zu mehr Rendite führt und mehr Rente bedeutet. Die Versicherten begreifen diese Zusammenhänge. Das oberste Organ der Vorsorgeeinrichtung darf das den Versicherten zutrauen.
Zutrauen und Vertrauen
Die berufliche Vorsorge mit ihrem Zwangssparen macht nur Sinn, wenn die Kassen mit den anvertrauten Geldern netto mehr Rendite erwirtschaften als Privatanlegerinnen und -anleger. Tun sie dies nicht, geht Vertrauen verloren. Vorsorgeeinrichtungen müssen deshalb ihre Vorteile nutzen. Dazu gehört, dass sie in Anlageklassen investieren und diversifizieren können, die der Privatanlegerin schwer zugänglich sind – wie etwa Infrastrukturanlagen. Es geht also nicht darum, wer die niedrigsten Kosten ausweist, sondern wer die höheren Renten erzielt. Nur dann macht es Sinn, Vorsorgeeinrichtungen Vermögen anzuvertrauen.
Das macht die Kostendiskussion nicht obsolet, sie muss geführt werden. Kostenvergleiche sind nötig, da die Kostenunterschiede zwischen den Anbietern alternativer Anlagen besonders gross sind. Die Unterschiede müssen hinterfragt und nachvollziehbar sein. Es braucht also ein Kostenmanagement.
Mit Vorsicht zunehmend mutig
Pensionskassen haben in den letzten paar Jahren gelernt besser mit dem Kostendruck umzugehen. Das zeigen die Veränderungen in der Vermögensallokation. Der durchschnittliche Vermögensanteil der Kategorie Infrastruktur und Private Equity hat sich laut UBS zwischen 2006 und 2022 von 1,5 auf über 5 Prozent erhöht. Die breitere Kategorie Alternativer Anlagen stieg im selben Zeitraum gemäss Berechnungen von Complementa von einer handvoll Prozent auf gut 10 Prozent.
Da die bewirtschaftungsintensiven Anlageklassen an Bedeutung gewonnen haben, überrascht es nicht, dass seit 2020 die Vermögensverwaltungskosten um acht Basispunkte gestiegen sind. Im Fünfjahres-Durchschnitt betragen sie insgesamt 0,48 Prozent im Jahr – die der Top-Performer 0,64, die der Bottom-Performer 0,38 Prozent.
Gleichzeitig hat die Streubreite der Vermögensverwaltungskosten stark zugenommen. 2022 klaffen die tiefsten und höchsten Vermögensverwaltungskosten mit 0,14 und 1,23 Prozent weit auseinander. Dies sollte aber kaum für Aufsehen sorgen – vorausgesetzt, die Nettorenditen stimmen.