Infrastruktur: Mehr als nur vier Wände in der Anlagenwelt

Von Peter Bezak, Director bei Zurich Invest AG

Wenn traditionelle Anlageklassen unter Druck geraten und Anleger nach stabilen, sicheren und dennoch rentablen Anlagen suchen, tritt ein oft zu wenig beachteter Sektor ins Rampenlicht: die Infrastruktur. Infrastruktur-Investitionen präsentieren sich als vielversprechende Anlageklasse – sie sind die stabilen Pfeiler, die unsere moderne Welt stützen und gleichzeitig Investoren attraktive Renditen bieten können. Aber können sie wirklich mit der soliden, bewährten Immobilieninvestition mithalten?

 

Wenn von Infrastruktur gesprochen wird, sind die grundlegenden physischen und organisatorischen Strukturen gemeint, die für das Funktionieren einer Gesellschaft notwendig sind. Wasserwerke, Stromnetze, Strassen, Brücken, Flughäfen – all das sind Beispiele für Infrastrukturen. Wie Immobilien sind auch diese Vermögenswerte physisch, greifbar und – wichtiger noch – immobil. Infrastruktur-Investments bieten eine Reihe von Vorteilen: in der Regel sind sie weniger volatil als Aktien und Anleihen und bringen stabile, langfristige Renditen. Darüber hinaus sind sie oft weniger korreliert mit anderen Anlageklassen, was sie zu einem wirksamen Mittel zur Diversifikation von Portfolios macht.

 

Investition in die Gesellschaft

Aber sind sie besser als Immobilien? Das hängt von spezifischen Anlagezielen, der Risikotoleranz und dem Anlagehorizont ab. Während Immobilien-Investitionen in der Regel eine Kombination aus Mieteinnahmen und Kapitalwachstum bieten, generieren Infrastrukturinvestitionen Einnahmen aus Gebühren, Mautgebühren oder staatlichen Verträgen. Hinzu kommen weitere Aspekte, in denen sich Infrastruktur- von Immobilien-Investitionen deutlich unterscheiden: ihr besonderer sozialer und wirtschaftlicher Nutzen. Infrastrukturprojekte schaffen Arbeitsplätze, fördern das Wirtschaftswachstum und verbessern die Lebensqualität. Sie sind mehr als nur ein Investment – sie sind eine Investition in unsere Gesellschaft.

 

Immobilien haben zweifellos ebenfalls einen sozialen und wirtschaftlichen Nutzen. Sie bieten Wohnraum, Arbeitsplätze und können zur wirtschaftlichen Entwicklung beitragen. Bürogebäude, Wohnungen oder Einkaufszentren spielen wichtige Rollen in unserer Gesellschaft. 

Der Punkt, den ich hier hervorheben möchte, ist, dass Infrastrukturprojekte oft einen breiteren oder direkteren sozialen und wirtschaftlichen Nutzen haben, da sie in der Regel öffentliche Güter oder Dienstleistungen bereitstellen, die für das Funktionieren unserer Gesellschaft und Wirtschaft unerlässlich sind. Beispielsweise verbessern Investitionen in Transportinfrastruktur den Zugang zu Arbeitsplätzen und Dienstleistungen, während Investitionen in Energieinfrastruktur zur Versorgungssicherheit und zur Energiewende beitragen können.

 

Megathema der Gegenwart und Zukunft

Die Nachhaltigkeit sowie die sozialen Auswirkungen von Investitionen werden zunehmend wichtiger und spielen bei Anlageentscheidungen immer mehr eine zentrale Rolle. Infrastruktur entwickelt sich daher allmählich zu einem Megathema und wird eine wichtige Rolle in der Anlagewelt der Zukunft spielen. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass der Infrastrukturanteil in den Portfolios institutioneller Investoren in den nächsten zehn Jahren im Durchschnitt um 20 bis 30 Prozent pro Jahr wachsen wird. Während bisher stark auf Energiethemen fokussiert wurde, können allmählich Themen wie Verkehrsinfrastruktur oder auch soziale Infrastruktur an Fahrt gewinnen. Sie sind ebenfalls oft von nachhaltigem Nutzen und bieten darüber hinaus mehr Risikodiversifikation in der Gesamtallokation. Anlagen in Infrastrukturen bieten mehr als nur vier Wände – sie bieten eine Möglichkeit, finanzielle Renditen zu erzielen und gleichzeitig einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten.