«Illiquidität ist kein Hindernis»

Private Equity und Infrastruktur reduzieren Marktvolatilitäten und sichern langfristige Stabilität, sagt Mark Dieringer, Head of Alternative Investments bei Tellco Bank AG. Die risikoadjustierten Renditen rechtfertigen die Strategie.

 

Susanne Kapfinger: Tellco zeichnet sich durch einen relativ hohen strategischen Anteil an Alternativen Anlagen aus. Warum haben Sie sich dazu entschieden?

Mark Dieringer: Alternative Investments diversifizieren unser Portfolio über Aktien und Anleihen hinaus. Damit sind wir weniger anfällig für Marktschwankungen. Mit anderen Worten: Assets wie Private Equity und Infrastruktur bieten unkorrelierte Renditen, Inflationsschutz und Zugang zu Wachstumssektoren, wie Technologie oder erneuerbare Energien. Diese Balance unterstützt unsere langfristigen Ziele stabiler Renditen und der Deckung von Verbindlichkeiten.

 

Warum ist Diversifikation wichtig?

Alternative Investments verringern die Abhängigkeit von öffentlichen Märkten. Besonders deutlich wurden die Vorteile während der Korrektur der Anleihen- und Aktienmärkte im Jahr 2022. Während Anleihen und Aktien aufgrund steigender Inflation und Zinsen in den Keller gingen, sorgten Infrastruktur und Immobilien für einen stetigen Cashflow. Dies war möglich, weil die Renditen von einzigartigen Faktoren angetrieben wurden: etwa von Sachwerten mit Mieteinnahmen und der Preisgestaltung von Dienstleistungen, die ihren Wert bei einem plötzlichen Anstieg der Inflation besser halten konnten. Beides kann das Portfolio vor systemischen Schocks abschirmen.

 

 

 

«Die Sharpe Ratio hilft beim Vergleich verschiedener Anlagen, indem sie quantifiziert, wie gut sie die von ihnen ausgehende Volatilität kompensieren.»

Mark Dieringer, Head of Alternative Investments bei Tellco Bank AG

 

Sie sagen, Alternative liefern auch in Krisen risikoadjustierte Renditen. Können Sie ein Beispiel nennen?

Während des COVID-19-Abschwungs zeigten unsere Private-Equity-Bestände eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit, da sie sich schneller erholten als traditionelle Aktien. Darüber hinaus haben Studien gezeigt, dass alternative Anlagen wie Hedgefonds und reale Vermögenswerte in der Vergangenheit die Sharpe Ratio verbessert haben, indem sie Verluste abschwächten und gleichzeitig an Aufwärtstrends teilnahmen. Die Sharpe Ratio misst die risikoangepasste Rendite einer Anlage und sagt im Wesentlichen aus, wie viel zusätzliche Rendite sie für das zusätzliche Risiko, das sie eingehen, erhalten. Eine höhere Sharpe Ratio deutet im Allgemeinen auf eine attraktivere risikobereinigte Rendite hin, d. h. die Anlage bietet eine bessere Rendite für das eingegangene Risiko. Die Sharpe Ratio hilft beim Vergleich verschiedener Anlagen, indem sie quantifiziert, wie gut sie die von ihnen ausgehende Volatilität kompensieren. Während Aktien beispielsweise eine Volatilität von rund 16 % aufweisen, liegt die Volatilität eines diversifizierten Hedge-Fonds-Portfolios typischerweise bei etwa 3 %, die von Private-Equity- und Infrastrukturanlagen bei etwa 7 %. Dieser Vergleich unterstreicht die positiven Auswirkungen, die alternative Anlagen auf die Sharpe Ratio eines Portfolios haben können, d. h., sie bieten den Anlegern eine bessere risikobereinigte Rendite.


Messen Sie den Erfolg anhand der Sharpe Ratio?

Der Erfolg wird anhand mehrerer Indikatoren bewertet. Wir analysieren die Verringerung der Volatilität, die Verbesserung der Sharpe-Ratio und die Drawdowns - die Differenz zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Kurs. Darüber hinaus führen wir Stresstests durch, bei denen wir Portfolios mit und ohne alternative Anlagen in Krisenzeiten wie 2020 oder 2022 vergleichen. Diese Tests haben gezeigt, dass alternative Anlagen den maximalen Verlust deutlich verringern. Darüber hinaus betrachten wir eine Strategie als erfolgreich, wenn die Sharpe Ratio mindestens 1 und idealerweise über 1,52 liegt.

 

Viele Pensionskassen haben Bedenken wegen der Illiquidität von Alternativen Anlagen.

Illiquide Assets passen zu unseren langfristigen Zahlungszielen. Infrastrukturprojekte generieren zum Beispiel über Jahrzehnte vorhersehbare Cashflows. Ausserdem halten wir Liquiditätspuffer von 5 bis 10 Prozent des Fondsvermögens, um kurzfristige Verpflichtungen ohne Notverkäufe bedienen zu können. Dadurch ist die Illiquidität von Alternative Anlagen kein Hindernis mehr.

 

Alternative Investitionen sind mit hohen Gebühren verbunden. Wie stellen Sie sicher, dass es sich dennoch lohnt?

Wir treffen Investitionsentscheidungen anhand der Nettoerträge nach Gebühren und bei Co-Investments verhandeln wir die Gebührenstrukturen. Konkret setzen wir bei der Entgeltung von Managern gerne Hürdenrenditen ein oder bedienen uns gestaffelter Carry-Zinsen. Dadurch lässt sich sicherstellen, dass die Interessen der Manager, den unseren entsprechen. Mit dieser Vorgehensweise lassen sich im Private-Credit-Portfolio auch Nettoerträge von 8 bis 10 Prozent erzielen. Diese Outperformance rechtfertigt die Kosten.