Fortschritt messen – ein Muss

Susanne Kapfinger, Ökonomin und Leiterin Redaktion AWP Soziale Sicherheit

Die Schweizer Pensionskassen sind gut ins Jahr gestartet. Sie haben im Durchschnitt im März bereits den dritten Monat in diesem Jahr eine positive Performance erzielt. Die 100 Pensionskassen im Sample der Grossbank UBS erzielten beispielsweise seit Jahresbeginn nach Abzug von Gebühren eine Rendite von fast 4 Prozent. Das ist grösstenteils der Marktstimmung, aber auch dem Knowhow der Vermögensverwalter zu verdanken. 

 

Positive Marktstimmung

Im ersten Quartal war die durchschnittliche Performance aller Anlageklassen positiv. Die Marktstimmung hat also dafür gesorgt, dass jeder Anlagemix auf einen grünen Zweig kam. In Franken gemessen stiegen globale Aktien mit knapp 14 Prozent am stärksten, gefolgt von Hedge Funds und Private Equity mit jeweils 8 und 7 Prozent. Am schwächsten performten bisher Franken-Anleihen (0,6%) und Immobilien – zwei Schwergewichte im Anlageportfolio von Pensionskassen. Die Durchschnittsrendite von Pensionskassen lag aber klar darüber, weil diversifiziert wurde.  

 

Die Marktentwicklung über die letzten 15 Jahre zeigt, wie wichtig die Diversifikation in das alternative Anlageuniversum mit Privatanlagen, Infrastruktur oder Hedge Funds ist: Es glättet Marktschwankungen und sorgt für Zusatzrenditen. Viele Anlageverantwortliche haben das Knowhow genutzt und Alternative sukzessive aufgebaut: Der Portfolioanteil von Private Equity, Hedge Funds, Infrastruktur und Rohstoffen hat sich seit 2009 verdoppelt und beträgt aktuell 10 Prozent im Durchschnitt. Ermöglicht haben das zwei Entwicklungen. Erstens hat die Finanzindustrie zusammen mit dem Regulator für mehr Transparenz und Struktur in diesen Märkten gesorgt. Das hat die Partizipation für Pensionskassen erleichtert.

 

Zweitens haben die Anlagechefinnen und -chefs im Zuge der letzten Nullzinsphase Anleihen stark reduziert – von insgesamt 42 auf 31 Prozent. Das freigesetzte Geld floss einerseits in die Alternativen, andrerseits in Aktien. Beides hat die Portfoliodiversifikation und -effizienz erhöht.

 

Es wird ernst punkto ESG

Die Vermögensverwaltung der 2. Säule blieb also nicht im letzten Jahrzehnt stehen. Im Umgang mit Portfoliorisiken hat eine Professionalisierung stattgefunden. Doch inwieweit gilt das für Nachhaltigkeitsrisiken? Die Anforderungen an das Risikomanagement ändern sich ständig und die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsrisiken allein reicht nicht. Es braucht auch das Impact Investing. Das heisst: So wie Wertschwankungsrisiken flankiert werden, brauchen auch Nachhaltigkeitsrisiken Grenzen. Die Notwendigkeit dafür erschliesst sich aus den jüngsten Gerichtsfällen. 

 

Budget für Nachhaltigkeitsrisiken

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat die Schweiz verurteilt, nicht genügend für den Klimaschutz zu tun. Das Urteil umfasst 300 Seiten und wird nun von den Behörden analysiert. Klar ist: Die Schweiz muss Handeln. Die nationalen Treibhausgasemissionen müssen durch ein Kohlenstoffbudget quantifiziert werden. Das Urteil hat damit die Leitlinien in ganz Europa festgelegt. Die Schweiz und der Rest Europas sind auf Basis bereits ergriffener Klimamassnahmen vom Reduktionsziel weit entfernt, wie eine Analyse von «Right. Based on Science» zeigt. Welche weitere Massnahmen zur Treibhausgasreduktion oder zur Erreichung der 30 Nachhaltigkeitsziele der UNO ergriffen werden, steht zwar nicht fest. Klar ist aber, dass es quantifizierbare Impact-Ziele sein müssen. Pensionskassen müssen das berücksichtigen.