Beschleunigtes Wachstum

Susanne Kapfinger, Ökonomin und Leiterin Redaktion AWP Soziale Sicherheit

Man muss keine Hellseherin sein, um vorauszusehen, was uns nächstes Jahr in der beruflichen Vorsorge erwartet: 2025 werden sich – so wie in vergangenen Jahren – etwa vier Prozent aller Vorsorgeeinrichtungen vom Markt zurückziehen, indem sie sich für den Anschluss an eine Sammel- oder Gemeinschaftseinrichtung (SGE) entscheiden. Das löst Unbehagen aus, weil das Kontrollsystem der beruflichen Vorsorge auf firmeneigene Vorsorgeeinrichtungen ausgerichtet ist. Doch mittlerweile werden über drei Viertel aller Versicherten von einer SGE bedient. Viele dieser Einrichtungen sind gewinnorientiert und stehen im Wettbewerb zueinander. Das kann für die Versicherten zu unerwünschten Ergebnissen führen. Lesen Sie mehr dazu ab Seite 4. 

 

Stabile Wachstumsaussichten

Mit den Anlageergebnissen können die Versicherten aber insgesamt zufrieden sein: 2024 ist bislang ein sehr gutes Anlagejahr. Die meisten Vorsorgeeinrichtungen haben ihre technischen Parameter angepasst, ausreichende Reserven zur Finanzierung ihrer Verpflichtungen gebildet und ihre Wertschwankungsreserven besser geäufnet, urteilt die OAK BV. Das sind gute Voraussetzungen für einen erfolgreichen Start ins neue Jahr. 

 

Die Weltwirtschaft sollte sich laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft Seco erholen und das Wachstum 2025 beschleunigen. Nach Angaben des internationalen Währungsfonds und der Weltbank dürfte sich das globale Wachstum 2025 und 2026 bei 3,3 Prozent einpendeln, ebenso die Wachstumsdifferenz zwischen Industrie- und Schwellenländern. Wobei die Schwellenländer in den nächsten zwei Jahren um vier Prozent und die Industrieländer um 1,6 Prozent wachsen dürften. 

 

Die Schwellenmärkte könnten sich insgesamt als widerstandsfähig erweisen. Und Asien bleibt aufgrund seiner Dominanz in der Technologieversorgungskette und seiner zunehmenden regionalen Integration ein wichtiger Motor des globalen Wachstums.

 

Politische Risiken

Leider übertragen sich auch die politischen und geopolitischen Herausforderungen ins nächste Jahr. Die politischen Risiken in den USA lauten: Handelszölle und eine restriktive Einwanderungspolitik. Beides beeinträchtigt das Wachstum. Die genauen Auswirkungen der Politik des neu gewählten US-Präsidenten Donald Trump  werden vom Umfang und der Reihenfolge ihrer Umsetzung abhängen. 

 

Aber auch Gegenmassnahmen anderer Volkswirtschaften werden das Ergebnis beeinflussen. Europa könnte positiv darauf reagieren, indem es Handelsströme umleitet, die Verteidigungskooperation stärkt und Strukturreformen beschleunigt. 

 

Gesunde Inflation und Zinsen

Trumps Wirtschaftspolitik gilt als inflationstreibend. Deshalb werden im Vergleich zur Biden-Regierung tendenziell höhere US-Zinsen erwartet. Auf die Zinspolitik der Schweizerischen Nationalbank SNB dürfte sich das nach Einschätzung der meisten Analysten allerdings kaum auswirken. Sie erwarten 2025 weitere Leitzinssenkungen der SNB auf 0,5 Prozent. Erneut negative Zinsen erwartet kaum jemand. Sofern es nicht zu einem starken Wachstumsschock in der Welt und im Euroraum kommt.

 

Vielversprechende Entwicklung

Für Anleger sind Aussichten auf sinkende Zinsen positiv: Aktien werden dann gegenüber festverzinslichen Papieren attraktiver. Kredite werden günstiger, Unternehmen können sich so leichter finanzieren, Investitionen werden erschwinglicher. Der jüngste Aufschwung der Kryptowährung Bitcoin könnte ein Vorgeschmack davon sein (mehr dazu ab Seite 2).